Rittiner & Gomez / David Ciana
Kunstverein Oberwallis
Du 2 novembre au 24 novembre 2019
Vernissage: samedi 2 novembre 18:00
du mercredi au dimanche de 15h à 18h
Adresse:
Zur Matze
Stockalperschloss
Alte Simplonstr. 28
CH-3900 Brig
http://www.kunstvereinoberwallis.ch/
https://www.rittiner-gomez.ch/
David Ciana
Maler aus Monthey im Unterwallis. Er erlernte sein Métier an der Kunsthochschule in Genf (école des arts décoratifs) sowie bei verschiedenen Malern in Frankreich und in Monthey. Seit den 90ger Jahren tritt er mit seinen Arbeiten regelmässig an die Öffentlichkeit.
David Ciana lässt sich in seiner Arbeit von seinen Gefühlen und Stimmungen leiten. Auch Träume sind eine ganz wichtige Inspirationsquelle. Er beobachtet die Welt, betrachtet sie auch aus philosophischem Blickwinkel, befasst sich mit den Malern des Mittelalters wie Bosch, Breughel und Grünewald und denen des 20. Jahrhunderts wie Tapiés, oder Bacon. Gleichzeitig ist er fasziniert von der Schönheit und Kraft der Natur. Aus all diesen Einflüssen komponiert er seine Werke. Malen gibt seinem Leben erst Sinn.
Ist es im Mittelalter die Religion, die Antworten gab auf die existenziellen Fragen der Menschen, so gilt diese in der heutigen Zeit nicht mehr als glaubwürdig. Aber die Nöte der Menschen haben sich, so David Ciana, nicht geändert. Heute finden Spiritualität und Philosophie neue, andere Ausdrucksformen. Eine davon ist für den Künstler die Malerei. Die Bilder thematisieren existenzielle Fragen der heutigen Menschen, Malen ist für ihn eine zutiefst sinnvolle Tätigkeit.
Er erarbeitet Serien, die „Floralies“, die „Qualia“ , die Zeichnungen. Die Malerei ist kraftvoll, aufgeladen mit Emotionen voller Musikalität. Er muss malen mit ganzem Körpereinsatz, es ist wie eine Obsession. Das Ziel sind nicht dekorative Bilder, sondern die Bildwerdung von Seelenzuständen. Immer wieder kreist er um dasselbe Thema, bis er sich nach etlichen Leinwänden, einem anderen widmet.
Die mannshohen Leinwände bauen oft auf einer Kreuzform auf, die sich bereits in den strengen in nur 2 Farben gehaltenen Leinwänden ankündigt. Das Kreuz verbindet die räumlichen Dimensionen Himmel und Erde, sowie Licht und Schatten. Im Zentrum aber stehen der Mensch und sein Leiden an den irdischen Verhältnissen.
Die Qualia befassen sich unter anderem mit einer philosophischen Grundproblematik, der Frage nach der Erkenntnis, nach der subjektiv erlebten Wahrnehmung und der Unmöglichkeit des Vergleichs. Als Beispiel: Wie kann ein Blinder die Farbe ‚rot’ erleben? Nur wer diese Erfahrung mit seinen eigenen Augen machen konnte, sozusagen in das rot eines Mohnfeldes oder eines Farbeimers eintauchen konnte, weiss mit ‚rot’ eine Empfindung zu verknüpfen.
Die abstrakten Bildserien kombiniert er mit figurativen Bildern zu Triptychen. Die Kombination führt die drei Quellen seines philosophischen Gebäudes zusammen: das Leiden der Menschen, die Frage nach der Erlebbarkeit von Erfahrungen und die genaue Beobachtung des Menschen, angelehnt an die Anatomiezeichnungen eines Andreas Vesalius die den Menschen in seiner Verletzlichkeit und Komplexität zeigt.
Die Floralies oder Panoramique betitelten Malereien preisen die Schönheit und Kraft der Natur. Aus der Dunkelheit, der Ungewissheit und einer abwartenden Haltung explodiert förmlich die Farbe, tanzt über die Leinwand, verselbständigt sich in rhytmischem Schwung. Musik begleitet seine Malerei und findet so Eingang in die Bilder.
Neben der grossformatigen gestischen Malerei entstehen zahlreiche Zeichnungen, die eine Auseinandersetzung mit seinen Träumen und den Vorbildern aus dem Mittelalter (Bosch, Breughel) sind. Damals wie heute ist das Leben für die Menschen mit Ängsten und Unerklärlichem verbunden. In Anspielung auf den alltäglichen Wahnsinn interpretiert er das Narrenschiff nach Sebastian Brandt neu: roh gezeichnet auf Leinwand in einem alten Goldrahmen erweist er seinen grossen Vorbildern Reverenz. Die Zeichnungen zu den Todsünden oder in Anklang an den Paradiesgarten und Höllenvisionen, übernehmen zum Teil die Kompositionen der alten Meister, sind aber bevölkert von zeitgenössischen Figuren aus heutigen Comics oder populären Serien.
Die nächtlichen Ausflüge in Traumwelten finden so ihre Form und Neuinterpretation.
In diesen Zeichnungen werden die Themen der gossen Leinwände variiert und vorbereitet. Sie entstehen vorwiegend in der kalten Jahreszeit in seiner Küche. Erst im Frühjahr wenn das nicht heizbare Atelier wieder zur Verfügung steht, wirft er sich erneut in die Malerei und verleiht mit grosser Geste den aufgesparten Emotionen Ausdruck.
Anette Kummer, Oktober 2019